Ein Amerikaner in Edenkoben

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Meludi Miles aus Kalifornien weilte für zehn Tage in Edenkoben

EDENKOBEN – lam – Einige Ältere unter uns kennen vielleicht noch den Film „Ein Amerikaner in Paris“, in dem es Gene Kelly als Kriegsveteran aus den USA nach Paris verschlägt. 72 Jahre später landete nun erneut ein Amerikaner in Europa, diesmal aber in Edenkoben. Meludi Miles aus Kalifornien besuchte seine alte Heimat.

Nachdem er in der Vergangenheit meist alleine für einige Tage in die Pfalz reiste und dabei zuletzt 2019 Verwandte und Freunde traf, und das Weinfest der Südlichen Weinstraße besuchte, hatte er dieses Mal seine Familie mitgebracht.

Neben seiner Frau Loreen, die er liebevoll Lori nennt und mit der im September 2022 goldene Hochzeit feierte, begleiteten ihn Tochter Jennifer, Sohn Nicolas, seine vier Enkel und sein Schwiegersohn. Für zehn Tage residierten sie im Hotel Prinzregent, wo am vergangenen Samstag auch ein Klassentreffen stattfand, zudem sich neun von ehemals 28 Schulkameradinnen und -kameraden von Meludi eingefunden hatten. Monika Braun hatte die Federführung übernommen.

Auch Stadtbürgermeister Ludwig Lintz und Weinprinzessin Steffi Brechtel hießen die weitgereisten Gäste willkommen. Beide erhielten als Geschenk von Meludi jeweils zwei Bücher, unter anderem mit wunderschönen alten Postkartenmotiven von Pentaluma, der Stadt die Meludi seit über sechs Jahrzehnten Heimat ist. Pentaluma, das rund 60 Kilometer nördlich des Stadtzentrums von San Francisco liegt, wurde 1852 von Goldgräbern gegründet und hat heute rund 60.000 Einwohner. Joe Enochs, einst für den FC St. Pauli und den VfL Osnabrück in der 2. Fußball-Bundesliga aktiv und als Trainer in Deutschland bestens bekannt, stammt von hier.

„Es ist schön einen alten Edenkobener hier in der Stadt begrüßen zu können. Ich finde es toll, dass sie ihre alte Heimat nicht vergessen haben und ihrer Familie diese zeigen!“ begrüßte die Weinprinzessin den Gast. Ludwig Lintz hatte Meludi bereits 2019 in der Edenkobener Weinlounge begrüßen dürfen. „Es ist sicher schön für sie heute mit ihren Schulkameraden über alte Zeiten sprechen zu können. Ich freue mich sehr, dass sie dieses Mal mit ihrer Familie nach Edenkoben gekommen sind.“

Meludi Miles hat gerade in seiner Kinderzeit ein bewegtes Leben hinter sich. Als Meludi Fritz wurde er am 7. Januar 1947 in Edesheim geboren. Hier besuchte er nun auch das Grab seiner Mutter die 1966 in Edesheim starb. Als er zwei Jahre alt war, zogen Mama und Sohn nach Edenkoben und wohnten in der Bahnhof- und dann in der Tanzstraße.

Seine Mutter hatte zwischenzeitlich geheiratet und nun hieß Meludi mit Nachnamen Koppenhöfer. Doch noch einmal sollte sich sein Name ändern. Das kam daher, dass Maria, die Schwester seiner Mutter mit einem US-Amerikanischen Soldaten verheiratet war. Da das Ehepaar kinderlos blieb, bat Meludis Tante dessen Mutter ihn adoptieren zu dürfen und die Mama gab ihre Zustimmung. Der Onkel war als GI in Kaiserslautern stationiert. Fortan hieß der Junge also Meludi Miles.

Die Adoption bedeutete für ihn aber auch Abschied von Edenkoben und seinen Schulfreunden nehmen zu müssen. Gerade hatte er hier noch den Hauptschulabschluss erreicht, ging es nun direkt zur High-School der Amerikaner in Kaiserslautern. Da hieß es nun erst einmal viel Englisch zu lernen. Leider wurde sein Adoptivvater wenig später Opfer eines Autounfalls und seine Tante, die ja nun auch seine Mutter war, wagte mit dem jetzt 14-jährigen Meludi den Sprung über den großen Teich nach Kalifornien.

Christian Buchenberger, ein Freund aus Kindertagen, blickte auf die gemeinsame Schulzeit in Edenkoben zurück. So an die Einschulung am 1. April 1953 und an die Lehrerin Frau Weisbrod. Auch ein Bild, das am Friedensdenkmal aufgenommen wurde, als sie die 2. Klasse besuchten, hatte er mit dabei.

Buchenberger besuchte seinen Freund schon mehrfach in Kalifornien. Er erzählte, das Meludi täglich die weltberühmte Golden Gate Bridge überqueren musste, um zu seinem Arbeitsplatz bei einem großen Versicherungsunternehmen in San Francisco zu fahren. Bis zu seinem Ruhestand war er dort Spezialist für Industrieversicherungen und in dieser Funktion in den ganzen USA unterwegs.

Als Meludi das State-College im kalifornischen Chico besuchte und anschließend studierte, verbrachte er seine Semesterferien in Edenkoben. Dann jobbte er bei Gillet, heute Tenneco, um etwas Geld zu verdienen. An der Sonoma State University in Rohnert Park/Kalifornien, brachte er es 1978 zum Bachelor of Arts Management

Christian Buchenberger war es, der Meludi 1969 zur Musterung nach Kaiserslautern fuhr, zu der dieser dorthin beordert wurde, da er damals für fast ein Jahr in Deutschland weilte. Meludi hatte große Angst davor vielleicht in Vietnam als Soldat eingesetzt zu werden und so am damals dort tobenden Krieg teilnehmen zu müssen. Doch von diesem Schicksal blieb der junge Mann verschont und er verbrachte von April 1970 bis September 1971 den Großteil seiner zweijährigen Militärzeit in Ansbach in Bayern.

„Wir waren zu unserer Schulzeit und auch später Freunde und sind es bis heute geblieben“, stellte Buchenberger mit großer Freude fest. Die Frage woher denn sein seltener, ja exotischer Vorname Meludi komme, kann er nicht zu hundert Prozent beantworten. „Meine Tante hatte den Namen wohl während des Krieges gehört, möglicherweise sogar eher Mulati oder Meluti als Meludi.

Jedenfalls konnte sie meine Mutter davon überzeugen mich so zu nennen“ erklärt er. Vielleicht gibt es ja auch die Verbindung zum Mädchennamen Melodie, der seinen Ursprung im Griechischen hat und, wie der Name schon sagt, „die Melodie“, aber auch “die Singende” bedeutet, abgeleitet von „melos“ = Lied und “aeido” = singen. Aber das bleibt Spekulation.

Während bei vielen pfälzischen Auswanderern, gerade wenn sie schon in jungen Jahren in die Saaten gehen, der Dialekt mehr und mehr verkümmert, ist das bei Meludi Miles nicht der Fall, im Gegenteil. Es ist wunderschön zu hören, dass er auch nach mehr als sechzig Jahren in den USA seinen südpfälzischen Dialekt noch perfekt beherrscht und gerne pflegt. Spricht man ihn auf Englisch an, sagt er lächelnd: „Brauchscht nit Englisch mit mer redde, ich kann mei pälzisch noch!“

An seine Kinderzeit in Edenkoben erinnert er sich leider gar nicht mehr, was er durchaus bedauert. Das Verlangen wieder dauerhaft nach Deutschland zurückzukehren sei bei ihm nie aufgekommen, auch wenn er seine Aufenthalte hier immer genossen habe. Es soll auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass er seiner alten Heimat einen Besuch abstattete.

Am Samstag unternahm die Familie zusammen mit den Schulfreunden eine Planwagenfahrt durch die Edenkobener Umgebung, sozusagen ganz Wildwest-Like. Vorbei am Herrenhaus ging es mitten durch die Weinberge hinauf zum Siegesdenkmal, man genoss den Blick auf das Hambacher Schloss und fuhr Richtung St. Martin. Am 30. Juni startete dann der fast zehneinhalbstündige Flug der Meludi und seine Familie zurück nach Kalifornien brachte.

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