Maikammer: Rücksichtlose Verbrecher bringen alte Menschen um Hab und Gut

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Präventionsveranstaltung zu Enkeltrick, falschen Polizisten und Schockanrufen
MAIKAMMER – lam – Waren es zu Zeiten des legendären Eduard Zimmermanns in seiner TV-Sendung „Vorsicht Falle!“ noch Nepper, Schlepper und Bauernfänger über die berichtet wurde, so vergeht nun kaum ein Tag an dem man in den Medien nichts von Opfern des sogenannten Enkeltricks, von falschen Polizeibeamten oder auch von Schockanrufen liest und hört. Wie Seniorinnen und Seniorinnen sich davor schützen können und wie sie sich im Fall der Fälle verhalten sollen, darüber informierte die Ludwigshafener Präventionsstelle Rheinpfalz der Polizei im Rahmen des Seniorentreffs in der Begegnungsstätte Steinmühle in Maikammer.
Polizeihauptkommissarin Beate Koschubs fand mit ihrem Vortrag bei den rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern offene Ohren. Es gab einen regen Austausch, da die Damen und Herren vieles wussten und auch über eigene Erfahrungen berichteten.
Die wohl bekannteste Variante mit denen Verbrecher versuchen an Bargeld und Wertsachen heran zu kommen, ist der Enkeltrick. Mit den Worten „Rate mal wer dran ist,“ rufen Betrüger bei älteren Menschen an und geben sich als Enkel, Verwandte oder Bekannte aus und bitten um Bargeld. Als Grund wird ein finanzieller Engpass genannt oder eine Notlage vorgetäuscht. Wenn die Angerufenen das Geld nicht zu Hause haben, sollen sie sofort zur Bank fahren und das Geld holen. Dieses würde dann ein Bekannter abholen. Beate Koschubs rät hier nicht beispielsweise mit „Paul, bist du es?“ zu antworten, denn dann kann der Anrufer noch besser so tun, als sei er der Enkel. Man soll stattdessen den Anrufer selbst aufrufen seinen Namen zu nennen. Ein sehr gutes Mittel sei es den Anrufer nach Dingen zu fragen, die nur ein echter Verwandter wissen kann. Ein Anruf bei den tatsächlichen Enkeln um nachzufragen, ob diese denn gerade angerufen hätten, sei ebenfalls hilfreich. Wer gar keine Enkel hat sollte einfach auflegen. Man soll vom Anrufer nicht unter Druck setzen lassen, rät die Polizeibeamtin und man dürfe niemals Geld an Unbekannte übergeben. In jedem Fall sei die Polizei zu informieren.
Eine ältere anwesende Dame, die in einem Sechs-Personen-Haus in Maikammer lebt, stellte fest: „Viele sind ja heutzutage schon froh, wenn sie überhaupt noch angerufen werden. Diese sind es dann auch oft, die auf diese Tricks hereinfallen. Das ist das Problem. Es ist wichtig, wenn man eine gute Nachbarschaft hat!“
Auch auf falsche Polizeibeamte sind schon viele Menschen hereingefallen. Dabei geben sich Trickbetrüger am Telefon als Polizisten aus und behaupten, dass das Geld der Angerufenen und deren Wertsachen zuhause nicht sicher seien, etwa weil ein Einbrecher es darauf abgesehen hätte. Oder es wird von korrupten Bankmitarbeitern gewarnt und man soll sein Geld und seine Wertsachen von der Bank holen. Ein Beamter würde dann alles abholen und zur Verwahrung bringen.
Erscheint zum Beispiel die 110 im Display des Telefons, dann sofort auflegen und die nächste Polizeidienststelle verständigen, denn die Polizei ruft nie unter der 110 an, da dies technisch in Deutschland nicht geht. Erscheint die 110 dennoch, wurde etwas manipuliert. Nie am Telefon über Geld und Wertsachen sowie über persönliche und finanzielle Verhältnisse mit den Anrufern sprechen.
Eine weitere Betrugsvariante sind Schockanrufe. Mit so einem Anruf wurde unlängst in Mannheim eine Seniorin um 100.000 Euro gebracht. Bei dieser dreisten Masche geben sich Betrüger am Telefon als Verwandte, Polizeibeamte, Staatsanwälte oder Anwälte aus und erzählen, dass ein angeblicher Verwandter, meist Sohn, Tochter oder Enkel einen schweren Verkehrsunfall verursacht haben soll oder dabei schwer verletzt wurde. Die Betrüger behaupten dann, dass der Angehörige nur gegen sofortige Zahlung einer Kaution nicht ins Gefängnis muss, oder dass der Angehörige dringend eine Operation benötigt, de aber vorher zu bezahlen sei.
Der beste Schutz bei Schockanrufen, ist einfach aufzulegen. Man muss auch niemals eine Kaution in bar hinterlegen oder Operationskosten im Voraus bezahlen.
Recht neu ist der Telefonbetrug mit Euro- bzw. Interpol, wo sich Anrufer als Mitarbeiter dieser internationalen Polizei-Dienststellen ausgeben. Das Grundprinzip funktioniert wie beim falschen Polizeibeamten. Um an wichtige Information zu gelangen, soll man bestimmte Tasten am Telefon drücken. Die einzige Taste, die man dann drücken sollte, ist die fürs Auflegen.
Gerade in den letzten zwei Wochen häufen sich Anrufe bei denen ein Anrufer vorgibt er sei bei Microsoft beschäftigt und er habe festgestellt, dass der PC oder Laptop des Angerufenen defekt sei oder sich auf diesem Viren befänden und nur er könne hier online helfen. Auch hier gilt: Sofort auflegen! Der Betrüger will an Daten kommen, um diese dann für Betrugsgeschäfte zu nutzen. Ruft man später die im Display erschienene Nummer an, kommt ein Pieps-Signal, ähnlich dem des Besetztzeichens.
Bürgermeisterin Gabriele Flach stellte fest, dass solche Präventionsveranstaltungen extrem wichtig seien, aber nicht nur für ältere Menschen, sondern für alle Altersschichten, denn wir alle können Opfer solcher Betrügereien werden.
In der VG Maikammer kann man sich, außer durch die Polizei, auch noch von derzeit sechs Seniorensicherheitsbeauftragten zu diesen Themen beraten lassen, so von Kerstin Wedmann, die ebenfalls bei der Präventionsveranstaltung zugegen war.

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