VG Edenkoben: Jugendpfleger Michael Keßler geht in Ruhestand

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Nach über 40 Jahren offener Jugendarbeit an der Weinstraße sagt Michael Keßler Servus. 27 Jahre war der 65-Jährige das Gesicht des Jugendbüros in der Verbandsgemeinde, nun verabschiedet sich der Edenkobener in den Ruhestand.

Und dabei hatte Michael Keßler mit einem anvisierten Elektrotechnik-Studium ursprünglich ganz andere berufliche Pläne.

Als Jugendlicher besuchte er das „Schneckenhaus“ in Hassloch, damals eines der ersten selbstverwalteten Jugendzentren – „eine coole Sache“. Und so hat es ihn dann in die Sozialarbeit verschlagen – dabei sei er geblieben und habe es nie bereut.

Stationen waren Grünstadt, Deidesheim, Bad Dürkheim, JUZ in Edenkoben und Lambrecht, ehe der Sozialpädagoge schließlich die Leitung des Jugendbüros der Verbandsgemeinde Edenkoben übernahm.

Ein „Traumjob“ zieht der künftige Rentner Resümee und blickt dabei auf 40 Jahre „Spaß bei der Arbeit“. In der Verbandsgemeindeverwaltung Edenkoben habe er von Beginn an (1996) bis heute Rückenwind von den Bürgermeistern Olaf Gouasé und seit letztem Jahr auch von Daniel Salm wie auch von der Verwaltung bekommen. Das sei nicht selbstverständlich und mit auch ein Grund, warum er so lange in der Verbandsgemeindeverwaltung geblieben sei.

„Erlebnispädagogik“ – was aussehe wie viel Spaß, erfordere auch einen großen Aufwand und Engagement in vielfältigen Bereichen. Grob geschätzt gibt es in der Verbandsgemeinde Edenkoben 3.000 Kinder und Jugendliche.

In 27 Jahren Jugendbüro ist dann doch so einiges zusammengekommen: 115 Wochen Kinderfreizeiten mit zirka 3.000 Kindern und Jugendlichen, 300 formelle Jugend- und Familienberatungen, circa 1.000 Beratungen bei Gesprächen, Aufbau von acht weiteren Jugendtreffs, viele Jugendversammlungen in den Ortsgemeinden.

Themen wie Regeln einhalten, Mobbing, Sucht und Schulprobleme oder Beziehungsprobleme bestimmten die Beratungen. Die Kinder und Jugendlichen fragten auch schon mal bei Themen rund um die Berufswahl nach Rat, das niederschwellige Angebot wurde gerne angenommen, umschreibt Keßler die Beratungsarbeit als Ergänzung zur Jugendpflegearbeit.

Damit die Kinder und Jugendlichen ohne Hemmungen einfach mal über ihre Fragen sprechen, müsse der Jugendpfleger „eine Grundeigenschaft mitbringen: die Fähigkeit Beziehungen aufzubauen“.

„Zuhören, Vertrauen aufbauen und wenn ich gebraucht werde, bin ich da“, betonte der Pädagoge, der in gemeindlichen Jugendtreffs Präsenz zeigte und auch Jugendversammlungen moderierte.

Während in den 80er und 90er-Jahren offene Jugendtreffs großen Zuspruch bei den 14- bis 20-Jährigen verzeichneten, sieht das heute anders aus. Die Besucherinnen und Besucher sind jünger geworden.

Die Jugendarbeit für die älteren Heranwachsenden findet eher in Jugendgruppen, bei Projekten und Veranstaltungen statt, informiert der Jugendpfleger. So etwa bei dem Musikevent „Esem bebt“, organisiert und durchgeführt mit der Edesheimer Jugend und Edesheimer Vereinen – ein „Hammer-Projekt“ bei dem miteinander ein musikalischer Treffpunkt für 500 Gäste geschaffen wurde.

Dass sich bei sechs Veranstaltungen in all den Jahren niemand von den Anwohnern beschwerte und auch mal die Polizei die Veranstaltung besuchte, um sich zu informieren – das zeuge von einer rundum gelungenen tollen Sache.

Gerade bei Jugendversammlungen habe sich stets gezeigt, wie wichtig es sei, die Jugend mit ihren Ideen miteinzubeziehen – so konnten Treffen, Dorfdisco, Jugendtreffs oder Dirtbikebahnen gemeinsam mit den Ortsgemeinden und Ehrenamtlichen verwirklicht werden.

Und eben dieses „netzwerken“ sei auch auf fachlicher Ebene von großer Bedeutung. So tauschen sich die Jugendpfleger der Verbandsgemeinden stets untereinander und mit den Schulsozialarbeiterinnen, dem CJD oder dem Polizeijugendsachbearbeiter aus und es gibt das Netzwerk Kinder- und Jugendschutz. Das alles ermögliche Hilfe für Jugendliche über unterschiedliche Kanäle.

Eine starke Zunahme gab es in den letzten 20 Jahren bei den Angeboten der Ferienbetreuung. Von ursprünglich zwei Wochen sind diese durch einen stetig steigenden Bedarf auf neun Wochen angewachsen.

Michael Keßler erinnert sich an viele tolle Freizeiten, die abenteuerlichste darunter war eine Kanutour in Südfrankreich, die extremste war eine Fahrradtour an den Bodensee. In all den Jahren habe er sich immer auf das Betreuerteam verlassen können und es sei glücklicherweise kein tragischer Unfall passiert, zeigt sich Keßler sehr dankbar.

Die Pandemie erklärt der Jugendpfleger zu seiner schlimmsten Zeit, denn „von einem auf den anderen Tag“ habe er seine Arbeit nicht mehr machen dürfen. Auch wenn er sich in der Verwaltung nützlich machte, der Austausch mit den Kindern, Jugendlichen und Eltern habe weitgehend gefehlt und das sei nicht einfach gewesen.

Kinder und Jugendliche, die sich freuen und ungefiltertes, positives Feedback geben, sei die Belohnung für die Arbeit, das sei Kraft- und Energiequelle zugleich. Viele Jugendliche, die in jungen Jahren die Freizeiten miterlebten, kamen später als Betreuer an Bord.

Und wenn dann die betreuten Kinder von früher ihren eigenen Nachwuchs brachten, sorge das „in Erinnerungen schwelgen“ beim Wiedersehen für seelenwärmende Momente. Das werde er auf jeden Fall vermissen.

Sein Plan für die Zeit nach der Verbandsgemeindeverwaltung: „ganz viel Musik machen“ in seinem neu eingerichteten Musikstudio oder in seinen beiden Bands „AMPRA“ und „AMPRA light“ und Gitarrenunterricht geben.

So ganz kehrt er dem Jugendbüro nicht den Rücken, er wird als Aushilfe oder Betreuer in kleinem Rahmen weiter mit anpacken und auch bei den Seminaren zur Jugendleitercard bei Bedarf weiterhin referieren.

Seiner Nachfolgerin Clara Hettler wünsche er viel Freude und stets unfallfreie Veranstaltungen. Möge sie so „offen und kontaktfreudig bleiben wie sie ist, ihre eigenen Schwerpunkte setzen und dabei genauso viel Rückenwind von Bürgermeister und Verwaltung bekommen“.

Noch bis zum 21. Dezember ist Michael Keßler im Jugendbüro anzutreffen. Dann folgt die Staffelübergabe: Am 1. Januar wird Clara Hettler die Leitung des Jugendbüros übernehmen.

Bürgermeister Daniel Salm: „Wir wünschen Michael Keßler für seinen neuen Lebensabschnitt alles Gute und sind ihm gleichzeitig sehr zu großem Dank verpflichtet: Michael Keßler hat als erster Jugendpfleger in der Verbandsgemeinde Edenkoben Pionierarbeit in Sachen Jugendarbeit in unserer Verbandsgemeinde geleistet.

Über die lange Dauer von fast 28 Jahren hat er sich mit viel Herzblut für die Jugendlichen, aber auch für deren Eltern, in unserer Verbandsgemeinde eingesetzt. In vielen Gruppen und Einzelgesprächen hat er es immer wieder geschafft, den „Draht“ zu den Jugendlichen herzustellen, um für kleine oder größere Probleme Lösungen zu haben.

Unzählige seiner Initiativen in unseren Gemeinden werden heute noch mit Erfolg fortgeführt und er hinterlässt seiner Nachfolgerin Clara Hettler ein im wahrsten Sinne gut bestelltes Haus.“

Text und Bilder: Verbandsgemeindeverwaltung Edenkoben

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