Rhodt: Die Entführung der Königin Elisabeth von Braunschweig

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Neues Buch gibt Einblicke in ein einzigartiges historisches Ereignis 

RHODT – lam – Die Rietburg über Rhodt gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Südpfalz. Zuletzt tauchte die Burg aber leider mehr durch auftretende Schäden in den Schlagzeilen auf, als durch ihre durchaus imposante Erscheinung. Zuletzt waren an der Burg vor allem Sicherungsmaßnahmen auf Grund der eingestürzten Nordmauer notwendig geworden.

Als erster Burgherr der Ende des 12. Jahrhunderts erbauten Hangburg erscheint im Jahre 1204 Konrad II. von Rietberg. Das Geschlecht derer von Rietberg zählte im Mittelalter zum niederen Adel auf dem Gebiet der heutigen Pfalz.

Mit den getätigten Sicherungsmaßnahmen ist es längst nicht getan. Deshalb erstellten der örtliche Rietburgverein, einige Burgenforscher, die Ortsgemeine Rhodt, die Verbandsgemeinde Edenkoben und die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) in einer gemeinsamen Aktion ein Sanierungs- und Denkmalkonzept, das nicht nur die Sicherung gefährdeter Bausubstanz, sondern auch die historische Aufarbeitung und Darstellung der Burg von einem mittelalterlichen Wehrbau zu einem Fremdenverkehrsdenkmal vorsieht. Nachdem schon der Bund Fördermittel zugesagt hat, wurde nun auch der Antrag auf Landesförderung eingereicht.

Parallel dazu wurden Vermessungsarbeiten durchgeführt und ein Naturschutzgutachten in Auftrag gegeben, mit dessen Umsetzung bereits begonnen wurde. Auch für eine künftige Beschilderung gibt es Pläne. Im besten Fall können die ersten Baumaßnahmen im Frühjahr 2024 beginnen.

Passend zu diesen Fortschritten, ist nun das Buch „Raub der Königin“ erschienen, das ausführlich den neuesten Forschungsstand zu der in der deutschen Geschichte einzigartigen Entführung einer Königin auf die Rietburg wiedergibt. Autor Daniel Heintz, seines Zeichens Dorfhistoriker für Rhodt, gibt neben der Geschichte rund um die Entführung der Königin Elisabeth von Braunschweig, Fakten und Thesen zu den Herren von Rietberg und Einblicke zur Erhebung pfälzischer Ritter gegen den Rheinischen Städtebund wieder.

Bisherige Überlieferungen gingen davon aus, dass Hermann von Rietberg 1255 als Gefolgsmann der Staufer, die aus der konkurrierenden Welfen-Familie stammende Königin Elisabeth (*ca. 1230; † 27. Mai 1266) als Treuebeweis zu den Staufern entführt und sie ihres Schmuckes beraubt habe.

Bei den Nachforschungen stellte sich aber nun heraus, dass Hermann von Rietberg mitnichten ein Anhänger der Staufer war, sondern als Lehensmann des Bischofs von Speyer im Konflikt zwischen Kirche und Krone auf päpstlicher Seite stand.
Die Entführung der Königin fand aber nach dem Tod des letzten Stauferkönigs Friedrich II im Jahr 1250 statt und hatte andere politische Hintergründe. In der Zeit des Interregnums, „der schrecklichen, kaiserlosen Zeit“, im Heiligen Römischen Reich, war das Land nach der Absetzung Friedrichs II im Jahr 1245 bis zur Thronbesteigung durch Rudolf von Habsburg im Jahre 1273 gespalten und unsicher.
Dies veranlasste zahlreiche Städte, allen voran Mainz und Worms, sich in einem Rheinischen Städtebund zusammenzufinden, um die Interessen der Städte, vor allem den freien Handel, zu schützen. Dadurch gerieten die Städte in Konflikt mit den Rechten und den Interessen der Ritterschaft.
Der von 1248 bis 1254 als römisch-deutscher Gegenkönig und von 1254 bis zu seinem Tode 1256 als römisch-deutscher König regierende Wilhelm von Holland, Ehemann der Königin Elisabeth, benötigte die Macht der Städte um seine eigene Position zu sichern. Seinem Stellvertreter Adolf von Waldeck kam bei der Organisation des Städtebundes eine entscheidende Rolle zu. Und genau dieser Adolf von Waldeck wurde zusammen mit der Königin ebenfalls auf die Rietburg entführt. Er scheint tatsächlich das hauptsächliche Ziel der Entführung gewesen zu sein, bei der neben Hermann von Rietberg vermutlich weitere regionale Ritter beteiligt waren, den Städtebund zu schwächen. Darauf deuten auch archäologische Spuren hin, die eine zeitgleiche Zerstörung der Burgen Meistersel und Rietburg annehmen lassen.
Wer sich für mittelalterliche und regionale Geschichte interessiert, wird in diesem Buch weit mehr finden als eine begrenzte Geschichte der Rietburg im 13. Jahrhundert. Vielmehr eröffnet sich dem Leser eine abenteuerliche und zänkische Welt des Mittelalters in seiner Blütezeit, die auch Lehren für die Gegenwart bereithält.

Info
Buch „Raub der Königin“, Autor Daniel Heintz, 236 Seiten, Preis: 29 Euro.
Erhältlich in der Buchhandlung „Lesebär“ in Edenkoben oder direkt zu bestellen unter rietburg@web.de

Bild: Daniel Heintz

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