Edenkoben als Kulturlandschaft erlebbar machen

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Auftakt für KuLaDig Rheinland-Pfalz
EDENKOBEN – lam – „Ich freue mich sehr, dass die Stadt Edenkoben an dem Projekt KuLaDig Rheinland-Pfalz in diesem Jahr beteiligt ist. Wir haben zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten, die wir als Objekte der Kulturlandschaft präsentieren können,“ so Stadtbürgermeister Ludwig Lintz in seinen Begrüßungsworten anlässlich der Begehung der „Modellkommune Edenkoben“.

Edenkoben hatte sich mit der Idee eine König-Ludwig-Weges vom Bahnhof bis zum Schloss Villa Ludwigshöhe als mögliches KuLaDig-Projekt beworben und den Zuschlag erhalten. Bei der Begehung am Dienstag letzter Woche ging es nun darum, diese Idee gemeinsam zu konkretisieren.

Doch was verbirgt sich eigentlich hinter „KuLaDig Rheinland-Pfalz“? Der ausführliche Name des Projekts lautet: „Digitale Erfassung und Präsentation von Kulturlandschaften in Rheinland-Pfalz“. KuLaDig ist ein Informationsportal des Landschaftsverbandes Rheinland über die historische Kulturlandschaft und das landschaftliche kulturelle Erbe. Der Datenbestand umfasst aktuell fast 15.000 Objekte und wird ständig inhaltlich ergänzt. Das Projekt, das 2023 in seine fünfte Runde geht, wird vom Institut für Kulturwissenschaft der Universität Koblenz mit Unterstützung durch die SGD Süd in Neustadt durchgeführt und vom Landesinnenministerium sowie der Universität finanziell gefördert.c

Dr. Michael Klemm, Professor für Medienwissenschaft am Institut für Kulturwissenschaft der Uni Koblenz-Landau, fungiert als Leiter des Forschungs- und Modellprojekts “KuLaDig RLP“. Florian Weber gehört als wissenschaftlicher Mitarbeiter ebenso zum Projektteam, wie Christine Brehm von der SGD Süd. Sie ist die KuLaDig-Koordinatorin für Rheinland-Pfalz. Alle drei waren am Dienstag, zusammen mit Jennifer Gatting vom Innenministerium des Landes, im Speicher des Museums für Weinbau und Stadtgeschichte vor Ort.

In jedem Jahr werden in neun ausgewählten Kommunen im Land Objekte der Kulturlandschaft durch die Projektleitung, Studierende der Uni in Koblenz und die KuLadig-Projektgruppen vor Ort erfasst und multimedial, also durch (historische) Fotos, Audios und Videos und natürlich auch digital aufbereitet. Die Objekte werden dann sowohl in Textform, als auch multimedial vorgestellt. Es geht um das Sichtbar- und Verfügbarmachen von Informationen zu Kulturlandschaftsobjekten unterschiedlichster Art, vom Flurkreuz, über Kirchen, Schlösser und Industriebauten bis hin zur Fluss- und Burgenlandschaft, aber auch um immaterielles Erbe wie Sagen und Geschichten, zum Beispiel rund um das Leben und Wirken des Bayernkönigs Ludwig I. in Edenkoben.

Das „Team KuLaDig Edenkoben“ besteht aus Anja Schneider vom i-Punkt Edenkoben, Martina Roth vom Sekretariat der Stadt, die wie die ebenfalls beteiligte Jutta Grünenwald auch als Gästeführerin aktiv ist, und dem Archivar des Heimatbundes Hubert Minges. Der örtliche Historiker Herbert Hartkopf wird das Projekt ebenso unterstützen, wie der Archivar des Landkreises Südliche Weinstraße Dr. Andreas Imhoff. Bis Jahresende sollen die vorgesehenen Objekte in KuLaDig erfasst sein.

„Das Projekt unterstützt die Kommunen dabei, die enorme Bandbreite an kulturellem Erbe, das wir in Rheinland-Pfalz haben, sichtbar und erlebbar zu machen und für die Zukunft zu sichern,“ erklärte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling in einer Pressemitteilung.

Ab sofort wird Edenkoben, ebenso wie weitere acht Kommunen für ein Jahr intensiv bei der digitalen Erfassung seiner Kulturschätze durch das KuLaDig-Projektteam der Universität Koblenz unterstützt. Zu solchen Schätzen zählt sicher auch ein Schloss, wie die Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben.

KuLaDig richtet den Blick auf das Kulturerbe und verdeutlicht dem Menschen den prägenden Einfluss auf seine Umwelt. Ziel des Projekts ist, die kulturelle Vielfalt der Modellregion Edenkoben zu erfassen und durch digitale wie multimediale Aufbereitung ausgewählter Objekte sichtbar und vielseitig nutzbar zu machen. Dazu dienen unter anderem die KuLaDig-Apps und QR-Codes, die für Einheimische, Außenstehende und Gäste der Stadt dann nutzbar sind.
Der vom Stadtbürgermeister avisierte „König-Ludwig-Weg“ könnte, wie der Name schon sagt, an vielen Bauwerken entlang führen, die in direkter oder indirekter Verbindung zum ehemaligen bayerischen König Ludwig I. stehen. Das Besondere ist, dass diese Objekte entlang des Weges auch kindgerecht und spielerisch vermittelt werden sollen, beispielsweise mit Audiodateien, welche die Phantasie anregen.

Dabei soll ein Objekt Teil des Weges sein, das heute nur noch von alten Bildern her bekannt Ist: Der Königsbahnhof, der leider am 5. Januar 1945 der Explosion eines Munitionszuges zum Opfer fiel.

Imposant aber die noch existierenden Gebäude des ehemaligen königlichen Amtsgerichtes und des gegenüberliegenden königlich bayerischen Rentamtes. In beiden Häusern werden heute die Schüler der Fachhochschule für Finanzen unterrichtet. Die katholische Pfarrkirche St. Ludwig gehört ebenso zu den infrage kommenden Objekten, wie die in unmittelbarer Nähe stehende Nepomuk-Kapelle, deren Turm in den 1890er Jahren leider abgerissen wurde. Die an der Luitpoldstraße liegende Kirche St. Ludwig ist allerdings nicht Ludwig I. von Bayern gewidmet, sondern Ludwig IX., „dem Heiligen“, der im 13. Jahrhundert König von Frankreich war.

Zur Erfassung in „KuLaDig“ bestens geeignet sind auch die protestantische Kirche am Ludwigsplatz, das auf dem dortigen Platz stehende König Ludwig Denkmal, das städtische Rathaus oder auch die ehemalige königliche Hofapotheke am Stadtberg. In Vergessenheit geraten ist das einst sehr prachtvolle Hotel „Zum Goldenen Schaf“ am heutigen Werner-Kastner Platz an der Weinstraße, wo einst anlässlich eines Besuchs von König Ludwig I. sogar extra ein Triumphbogen aufgestellt wurde. Auch Prinzregent Luitpold stattete 1888 dem Hotel einen Besuch ab, das ehemals im angrenzenden Schaftgarten über einen der schönsten Wirtshausgärten der Pfalz verfügte. Nur einen Steinwurf von dort entfernt findet sich das Gebäude der Volksbank, sowie direkt daneben das ebenfalls historische Haus, in dem sich bis vor wenigen Jahren noch die Post befand.

Zu den großartigen Bauwerken aus dem 19. Jahrhundert zählt die ehemalige königliche Präparandenschule. Dieses Gebäude hat man stilgerecht saniert und zum „Wohnprojekt Ludwigsplast“ werden lassen. Der Höhepunkt ist natürlich die Villa Luwigshöhe, die der König im italienischen Baustil „in des Königreichs mildestem Teile“ errichten ließ, woraufhin die Edenkobener stolz dichteten: „Heil geliebter König dir! O, verweil recht lange hier!“

Zum Schloss gehörte auch der Marstall, wo heute Domizil der Sportschule des Südwestdeutschen Fußballverbandes. Nicht zu vergessen der Luitpoldbrunnen bei der Villa, eine Steinbank zur Erinnerung an den 80. Geburtstag des Prinzregenten und ein Gedenkstein zu dessen 70. Wiegenfest. Beide finden sich entlang der Villastraße.

Auch die weithin bekannten „Pädelscher“, also die kleinen historischen Pfade, welche Edenkoben durchziehen, sind geradezu prädestiniert für die Aufnahme in die KuLaDig-Datenbank und die „KuLaTour“ via Smartphone.

Sieht man all diese Gebäude und Objekte im geschichtlichen Rückblick und ihre Bedeutung, kommt es nicht von ungefähr, dass viele Pfälzer im 19. Jahrhundert ihre Heimat gerne zum „Königreich Pfalz“ ausgerufen hätten. Dies wohl gerade auch deshalb, weil König Ludwig I. einst fröhlich sagte: „Pfalz dich lieb ich, und euch Pfälzer wie ihr mich!“ Leider konnten sich einige Visionäre mit dieser für viele wunderbaren Idee nicht durchsetzen.

Info
www.kuladigrlp.net
kuladigrlp@uni-koblenz.de

Bild/Repro: Heinz Lambert

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